Ausführlicher Bericht aus der "Norddeutschen Rundschau" vom 19.05.2005

LÄGERDORF
Die Freiwillige Feuerwehr Lägerdorf wurde am 20.Juni 1889 auf Initiative
des damaligen Gemeindevorstehers Jacob Thams gegründet. Elf Wehrführer
haben den Kameraden seitdem vorgestanden, seit 1990 ist Heinrich Mieling
der ?Chef" der Blauröcke. In den Anfangsjahren gab es nur ein Spritzenhaus,
geübt wurde auf dem Schulhof und dem Sportplatz. 1935 zog die Wehr ins alte
Schulhaus in die Schulstraße um. Seit 1975 ist sie an der Dorfstraße
zuhause. Das Feuerwehrhaus dort wurde für 500 000 Mark in
4375Arbeitsstunden errichtet. Seit 1. April 2003 ist die Feuerwehr
Lägerdorf keine amtsfreie Wehr mehr, sondern ist nach der Einamtung der
Gemeinde ebenfalls dem Amt Breitenburg zugeordnet.
Zur Wehr gehören 56 Aktive, 22 Ehemalige bilden die Ehrenabteilung.
Wehrführer: Heinrich Mieling Stellvertretender Wehrführer: Sven Lähn
Zugführer: Stefan Springer Gruppenführer: Ingo Lüthke, Frank Lobitz und
Roger Böge Sicherheitsbeauftragter: Frank Lobitz Gerätewart: Wolf Dieter
Daniel Funkbeauftragter: Udo Scharf Atemschutzgerätewart/ Schriftführer:
Jan Lähn Seit 2003 sind die Lägerdorfer Blauröcke auch im Internet
vertreten: www.feuerwehr-laegerdorf.de
Kontakt zum Wehrführer:
04828/8127.

Fast wunschlos glückliche Wehr
Engagierte Kameraden, zuverlässige Technik. Das einzige, was Heinrich
Mieling zum vollkommenen Wehrführer-Glück noch fehlt, sind Frauen.
H einrich Mieling ist ein Mann der Prinzipien. Eine davon lautet: ?Wünsche
sollte ein Wehrführer nicht haben." Was wirklich gebraucht werde, das
schaffe die Gemeinde auch an, betont er. So sind zum Beispiel Schere und
Spreizer vorhanden, und die vier Atemschutzgeräte, die jüngst ausgetauscht
werden mussten, wurden auch bewilligt. Gut, die fünf Autos in der Garage
sind nicht mehr die jüngsten - das neueste ist der Ford Transit aus dem
Jahr 1993. Aber sie wurden gut gepflegt und tun zuverlässig ihren Dienst.
?Das Verhältnis zwischen Feuerwehr und Gemeinde ist gut", sagt der
61-Jährige - und ist damit schon bei Grundsatz Nummer zwei angelangt:
?Nichts ist schlimmer als Stunk." Ein gutes Verhältnis zwischen den
Kameraden und zu den Geldgebern sei wichtig, sonst wirke sich das auch auf
den Dienst aus.
Und es scheint zu klappen. Über mangelnde Beteiligung kann der Wehrführer
jedenfalls nicht klagen. Die 56 Aktiven sind engagiert bei der Sache,
erscheinen regelmäßig zu den Dienstabenden alle 14Tage. ?Karteileichen
haben wir nicht", sagt Mieling. ?Die haben alle Spaß daran."
Auch Nachwuchssorgen gibt es nicht. ?Wir haben erst im vergangenen Jahr
wieder drei Mitglieder aus der Jugendwehr übernommen", freut sich Mieling.
Dass der Altersschnitt dennoch nicht allzu rosig sei, liege an ihm und
einer Handvoll weiterer Männer in seinem Alter: ?Wir verpesten den
Schnitt."
In anderer Hinsicht ist der Schnitt allerdings noch viel schlechter: Bei
der Frauenquote. ?In der Jugendwehr gibt es viele Mädchen", erzählt
Mieling. ?Aber sobald sie mit 14 oder 15 einen Freund haben, bleiben sie
weg." Gerne würde er noch ein paar Frauen aufnehmen, Interessentinnen
sollen sich gerne melden. Denn, auch das gehört zu den Prinzipien: ?Wir
weisen niemanden ab."
Langeweile müssen die Mitglieder der Lägerdorfer Wehr nicht fürchten. Schon
die Autobahn sorgt dafür, dass es immer was zu tun gibt. 40 Einsätze waren
es im Jahr 2004, alleine 14 davon führten auf die Autobahn, acht Mal
brannte ein Pkw. Das Protokoll eines jeden Einsatzes steht spätestens am
folgenden Tag im Internet.
Die Gemeinschaft wird beim jährlichen Kameradschaftsabend, der Radtour der
Feuerwehr-Frauen und Dorffesten gepflegt. Zu besonderen Gelegenheiten
nutzen die Blauröcke den großen Saal im Feuerwehrhaus - gleich neben der
schmucken Eingangshalle, die unter Denkmalschutz steht. Ansonsten ist der
Raum tabu, er soll nicht ?verwohnt" werden, erklärt Heinrich Mieling. Das
Inventar muss - genau wie die Autos - gut gepflegt werden. Aus Prinzip.
Katrin Götz

Seit 46 Jahren im Dienst: Kein Einsatz ohne ?Oma"
Liebhabern alter Autos schlägt bei ihrem Anblick das Herz höher. Und selbst
Laien entfährt unwillkürlich ein ?Das sieht ja nett aus", wenn sie die
?Oma" sehen. Nur Heinrich Mieling bleibt ganz cool. Für den Lägerdorfer
Wehrführer ist die ?Oma" schlicht ein ?Gebrauchsgegenstand". Einer, den er
zu schätzen weiß, immerhin. Denn das Löschfahrzeug LF 16 von Magirus Deutz
aus dem Jahr 1959 hat gegenüber seinen drei modernen Kollegen zwei
entscheidende Vorteile: ?Im Grunde ist es das schnellste Auto - es kann
beim Einsatz sofort losfahren", erklärt der Wehrführer. Bei den anderen
muss erst der Druck auf der Hydraulik stimmen. Und: Die große Leiter passt
aufs Dach.
Geschont wird die ?Oma" nicht, sie rückt stets mit aus. ?Wir können uns
doch keinen Oldtimer nur zum Spaß leisten - das wäre für die Gemeinde viel
zu teuer", betont Mieling.
24768 Kilometer hat das Auto in den vergangenen 46 Jahren zurückgelegt.
Mängel gab es nie. ?Nur der Auspuff musste mal ersetzt werden", erzählt
Mieling. Und die Reifen werden alle zehn Jahre erneuert. ?Aber am Motor ist
nie was gewesen." 2000 wurde das LF 16 von den Kameraden restauriert.
Erste Kaufinteressenten für das LF 16 - übrigens das einzige seiner Art,
das es im Kreis noch gibt - haben sich schon gemeldet. Aber Mieling denkt
vorerst nicht daran, das Fahrzeug wegzugeben. ?Bis zu ihrem 50. Geburtstag
wird sie schon bleiben." (kgo)

Wer swingt mit? Musikzug sucht Verstärkung
Ältester Feuerwehr-Spielmannszug im Kreis / Vielseitiges Repertoire von
Volksmusik bis Rock
Märsche, Walzer, Polkas, kirchliche Stücke, aber auch fetzige moderne
Klänge und zwischendurch mal der ?Holzmichl" - ein breites Repertoire an
Musikstücken tönt jeden Dienstag ab 19.30Uhr durch die Lägerdorfer Schule.
Dann probt der Musikzug der Feuerwehr.
22 Männer und Frauen aus Lägerdorf, Rethwisch, Breitenburg und Münsterdorf
musizieren gemeinsam. Unterstützung erhalten sie zurzeit von einigen
Musikern aus Krempe. ?Hier haben sich schon einige Paare gefunden", erzählt
Vorsitzende Petra Krause(42). ?Wir waren zeitweise eine richtige
Heiratsbörse", ergänzt Stefan Springer lachend. Die negative
Begleiterscheinung: ?Dadurch sind viele ausgefallen, weil sie Familien
gegründet und Kinder bekommen haben und keine Zeit mehr hatten."
Wer nach der ?heißen Phase" der Familienplanung zum Musikzug zurückkehrt,
sollte seine Kinder am besten gleich mitbringen - denn an jungen
Mitstreitern mangelt es derzeit. ?Wir brauchen Nachwuchs", bringt es
Schriftführerin Margret Kovanda auf den Punkt. Da die Lägerdorfer selbst
keinen Ausbilder haben, kann der Musikzug nur Interessenten aufnehmen, die
ihr Instrument bereits beherrschen. Doch das ist nicht der einzige Haken.
?Jugendliche wollen andere Musik machen", weiß Kovanda. ?Die denken:
Blasmusik - und dann auch noch bei der Feuerwehr. Oh Gott, oh Gott."
Dabei spiele die Gruppe auch poppige Stücke, und von einer ?Rentner-Band"
ist der Altersschnitt weit entfernt. ?Außerdem geht es ja auch um die
Kameradschaft", betont Kovanda. ?Ich höre zu Hause auch keine Blasmusik.
Aber hier ist es locker und lustig. Man macht etwas Vernünftiges und lernt
Leute kennen."
74 Mal haben sich die Mitglieder rund um Petra Krause und ihren
Stellvertreter Hans-Wilhelm Kahl 2004 getroffen. ?Geburtstag, Hochzeiten,
1.Mai, Rosenmontag, Laternenumzug, Kinderfest", zählt Petra Krause auf, zu
welchen Anlässen die Musiker gebucht werden. Ohne einen Mann ginge dabei
nichts: Notenwart Hans-Jürgen Rother. ?Er hält den ganzen Laden zusammen,
schleppt Noten und ist ein Organisationstalent", lobt die Vorsitzende.
Außerdem spielt er das erste Flügelhorn.
Müsste der Musikzug eines Tages mangels Nachwuchs aufgeben, ginge damit
eine lange Tradition zu Ende. Der Lägerdorfer Feuerwehrmusikzug gilt als
der älteste im Kreis. Seine inoffizielle Gründung liegt sogar noch vor der
Entstehung der eigentlichen Wehr im Jahr 1889. Nach dem Ersten Weltkrieg
verschmolz die Gruppe mit der Kapelle der Alsen'schen Wehr. Der Zweite W
eltkrieg zerstörte alles. Erst 1948 fanden sich erneut zwölf Mann zusammen,
um die Tradition weiter zu pflegen. (kgo)
Wer mitmachen oder einen Auftritt buchen möchte, wendet sich an Petra
Krause: 04828/263.

Ansturm trotz ?Zicken-Alarm":
Jugendwehr platzt aus allen Nähten

Vorgewarnt hatte sie keiner. Vorgeschlagen, gewählt, ernannt - so schnell
kam Birgit Mieling vor vier Jahren zu ihrer Aufgabe als Jugendwartin.
?Okay, dann mache ich es", willigte sie ein. Mit der Feuerwehr ist die
Tochter des Wehrführers schließlich vertraut. Mit neun trat sie in den
Musikzug ein, mit zwölf in die Jugendwehr.
17 Jugendliche gehörten der 1964 gegründeten Jugendwehr an, als Birgit
Mieling den Posten übernahm. Wenige Monate später waren es 30. So viele
sind es auch heute noch. Eigentlich zu viele für Lägerdorf, sagt die
28-Jährige. Sogar eine Warteliste gibt es.
Alle 14 Tage mittwochs treffen sich die Mitglieder mit Birgit Mieling,
ihrem Stellvertreter Maik Radüchel und Ausbildern der aktiven Wehr zum
Dienstabend. Spielerisch werden sie in allen Aspekten des Brandschutzes auf
die aktive Wehr vorbereitet. ?Am liebsten mögen sie die Funk-Übungen", weiß
die Jugendwartin. Größter Erfolg: Die Lägerdorfer belegten 2004 den ersten
Platz bei den Geschicklichkeitsspielen beim Amtsfeuerwehrfest in
Westermoor.
Außerdem stehen Zeltlager, die Stand-Betreuung beim Weihnachtsbasar,
Sammelaktionen und andere Aktivitäten auf dem Programm - stets begleitet
von Jack-Russell-Terrier ?Trine", dem Maskottchen der Truppe. ?Sie ist
überall dabei."
?Meine Kinder", sagt Birgit Mieling liebevoll, wenn sie von der Jugendwehr
spricht. Die Jugendlichen sind ihr ans Herz gewachsen - auch wenn es
mitunter ganz schön stressig ist, den pubertierenden Haufen zu bändigen.
?Es sind 30 Kinder, davon zehn Mädchen", erklärt Birgit Mieling. ?Zicken",
fügt sie augenzwinkernd hinzu.
Das Verhältnis untereinander ist innig. ?Viele können sich auch, wenn sie
in die aktive Wehr wechseln, gar nicht recht trennen und kommen immer
wieder vorbei", erzählt sie. ?Als ich im Februar drei meiner Jungs abgeben
musste, flossen sogar ein paar Tränen."
Die 28-Jährige ist für ihre Schützlinge Respektsperson und Kumpel zugleich.
Dazu tragen klare Spielregeln bei: ?Wer keinen Bock hat, soll anrufen und
mir das sagen", erklärt sie. ?Das ist besser, als wenn sie mich anlügen."
So merke sie auch schnell, wenn sich die Absagen häufen, könne auf
Ursachen-Forschung gehen und reagieren. Bisher war das allerdings noch
nicht nötig. ?Es fehlen immer nur ganz wenige."
Und viele stehen sogar auf der Matte, wenn gar kein Dienstabend anberaumt
ist. ?Ich habe jeden Tag Besuch", sagt Birgit Mieling lachend. ?Es stehen
immer mal zwei vor der Tür: ,Kriegen wir 'ne Cola?'" Den Bezug zur
Feuerwehr vergessen die Kinder aber auch dann garantiert nicht: Birgit
Mieling wohnt über der Feuerwache. (kgo)


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